Der Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens ist alles andere als ein einfaches Unterfangen und erfordert einen langen Atem. Der Kauf eines etablierten Unternehmens mit einer bereits vorhandenen Infrastruktur kann deshalb eine hervorragende Alternative darstellen. Im Gegensatz zum Neuaufbau kommen mit der Absicht, ein KMU zu kaufen jedoch ganz andere Herausforderungen auf, die Sie bedenken sollten. Darunter findet sich auch die Bewertung des Zielunternehmens.
Um Ihr Wunschunternehmen möglichst genau evaluieren zu können, müssen Sie verschiedene Faktoren berücksichtigen und allenfalls mehrere finanzielle Methoden einsetzen. Auf diese unterschiedlichen Faktoren und Methoden gehen wir in diesem Artikel ein.
Dinge, die Sie vor der Evaluierung eines KMU beachten sollten
Im Rahmen von Mergers & Acquisitions (M&A) ist die eingehende Due Diligence für Sie als Käufer ein wichtiger Prozessschritt. Zuerst gilt es allerdings, geeignete KMU ausfindig zu machen. Habe Sie das gemacht, sollten Sie einige allgemeine Aspekte klären:
- Art des Unternehmens: In welchem Sektor ist das Zielunternehmen tätig? Als Beispiel: Ist das KMU eine Agentur oder ein Transportunternehmen? Gemäss diesen beiden unterschiedlichen Arten können sich auch die Methoden für die Evaluierung unterscheiden. Eine Agentur weist wahrscheinlich andere Werte (beispielsweise IP-Rechte) auf als ein Immobilienunternehmen (beispielsweise Immobilien).
- Grösse des Unternehmens: Weitere wichtige Faktoren, die die Preisbildung beeinflussen, sind die Grösse und die interne Organisation des KMU.
- Geschäftsinhaber: Ist das KMU inhabergeführt? Wie abhängig ist das KMU vom Geschäftsinhaber? Als immaterieller Wert kann dies einen massgeblichen Einfluss auf den Unternehmenskauf haben.
Zentrale Fragen bei der Evaluierung eines KMU
Während sich die Methoden für die Bewertung der Zielunternehmens unterscheiden, bleibt das eigentliche Ziel dasselbe: einen möglichst genauen Wert zu ermitteln, um dem Verkäufer später ein Angebot zu unterbreiten und in die Verhandlungen einzusteigen.
Die Bewertung eines KMU basiert nicht nur auf einer ganzen Reihe an Faktoren, auch die Methoden können variieren. Oft werden mehrere Verfahren genutzt, um ein umfassenderes Bild zu generieren. Zu diesen Faktoren gehören die Geschäftsstrategie, die Marktlandschaft, Wachstumsaussichten, Branchenstandards, Kundenbeziehungen sowie Integrationsherausforderungen. Noch bevor es an die einzelnen Verfahren geht, sollten Sie sich Fragen zu folgenden Punkten stellen:
Wie geeignet ist die Geschäftsstrategie? Was sind Ihre mittel- und langfristigen Ziele mit dem Unternehmen? Stimmt die Geschäftsstrategie mit diesen Zielen überein? Falls Sie bereits ein KMU im gleichen Markt besitzen: Wie gut ergänzen sich die beiden? Verbessert das neue KMU Ihr Produkt- oder Dienstleistungsangebot? Vergrössert es Ihre Marktreichweite?
Wie ist das KMU im Markt positioniert? Was ist die Position des Unternehmens im Markt? Wie sieht die Wettbewerbslandschaft aus? Was ist das Alleinstellungsmerkmal? Diese Fragen schliessen den Marktanteil, den Kundenstamm, den Ruf der Marke und Wettbewerbsvorteile wie Patente oder geistiges Eigentum mit ein.
Was für ein Wachstumspotenzial hat das Unternehmen? Welche Markttrends können Sie auszumachen? Wie sieht es mit der Expansion in neue Märkte oder Regionen aus? Ist Wachstumspotenzial durch Produkt- oder Dienstleistungsinnovationen möglich?
Wer sind die Schlüsselmitarbeiter? Wer sind die wichtigsten Mitarbeiter? Welche Risiken bestehen, wenn Sie das Unternehmen erwerben? Können Sie die Schlüsselmitarbeiter halten? Falls nicht, verfügen Sie bereits über Alternativen?
Welche Herausforderungen bei der Integration könnten aufkommen? Welche potenziellen Herausforderungen und Risiken gibt es im Zusammenhang mit der Übernahme des Unternehmens? Sind kulturelle Unterschiede vorhanden? Wie komplex ist die Integration? Gibt es spezielle regulatorische Hürden?
Unterschiedliche Methoden: Die finanzielle Evaluierung eines KMU
Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, ist der nächste Schritt die finanzielle Bewertung. Dazu sind mehrere Methoden möglich. Um eine möglichst gute Unternehmensbewertung zu erzielen, kann es sich lohnen, dass Sie mehrere der Verfahren kombinieren. Zu den am meisten genutzten gehören:
Substanzwertmethode: Bei der Substanzwertmethode wird der Wert des Unternehmens anhand seiner Vermögenswerte abzüglich seiner Verbindlichkeiten ermittelt. Das hat sowie Vor- als auch Nachteile. Für die Substanzwertmethode spricht, dass es sich um einen konservativen Ansatz handelt, der den Mindestwert eines Unternehmens ermittelt und damit eine Überbewertung verhindern kann. Auf der anderen Seite weist die Substanzwertmethode klare Limitierungen auf. So ignoriert sie die zukünftigen Ertragsaussichten des Unternehmens, was in Branchen mit starkem Fokus auf Wachstum und Erträge problematisch sein kann. Zudem vernachlässigt diese Methode immaterielle Werte wie Markenwert oder Kundenbeziehungen komplett.
Ertragswertmethode: Bei der Ertragswertmethode wird der Wert des Unternehmens anhand seiner erwarteten zukünftigen Erträge oder Cashflows ermittelt. Auch dies hat natürlich sowohl Vor- als auch Nachteile. Für diese Methode spricht, dass sie sich an der Zukunft orientiert und Aussichten für künftige Einnahmen oder Gewinne berücksichtigt. Das ist insbesondere in Branchen mit grossem Wachstumspotenzial von Bedeutung. Die Nachteile der Ertragswertmethode drehen sich um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Prognosen für zukünftige Erträge.
Praktikermethode: Die Praktikermethode basiert auf dem Ertragswert der letzten zwei Geschäftsjahre sowie dem Substanzwert des Unternehmens. In der Schweiz wird die Praktiker-Methode von den Steuerbehörden zur Berechnung des Marktwerts nicht börsennotierter Unternehmen verwendet.
Discounted Cash Flow: Die Discounted Cash Flow (DCF)-Methode basiert auf der Schätzung der zukünftigen Cashflows und der Diskontierung auf ihren Gegenwartswert. Das Ziel besteht darin, den aktuellen Wert der zukünftigen Zahlungsmittelströme zu ermitteln, die das Zielunternehmen voraussichtlich generieren wird. Die DCF-Methode ist weit verbreitet, weil sie nützlich ist, um Unternehmen mit Wachstumsaussichten zu bewerten und die Ertragsentwicklung berücksichtigt. Schwierigkeiten dieser Methode liegen in der Auswahl des geeigneten Diskontierungssatzes, der die erwartete Rendite für das investierte Kapital widerspiegelt. Das ist entscheidend, denn eine falsche Wahl kann zu erheblichen Verzerrungen führen.
Multiplikatormethode: Die Multiplikatormethode basiert auf dem Vergleich von Unternehmenskennzahlen wie Umsatz, Gewinn, EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) zwischen dem zu evaluierenden Unternehmen und ähnlichen Unternehmen, die bereits verkauft wurden. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie sehr praxisnah ist. Der Nachteil ist, dass diese Daten oft nicht öffentlich zugänglich sind.
Die Evaluierung eines KMU ist also oft eine Kombination verschiedener Faktoren und dem Einsatz verschiedener Methoden zur Bewertung der finanziellen Leistung. Im Mergers & Acquisitions (M&A)-Bereich ist man sich zudem weitgehend einig, dass die Unternehmensbewertung sowohl Kunst als auch Wissenschaft ist. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass der evaluierte Wert nicht unbedingt dem Preis entsprechen muss, den Sie letzten Endes bezahlen.
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